top of page

Es ging hoch hinaus!

  • Autorenbild: Trevor Flint
    Trevor Flint
  • 24. Aug. 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Tagesbericht: Sonntag, der 18.August 2019


Um diese Geschichte zu erzählen, muss ich etwas weiter ausholen.

Viele der mit mir anwesenden Freiwilligen sind sehr stark an Ecuadors Natur und Vielfalt interessiert. Und so planten wir, viele Ausfülle und Wanderungen zu unternehmen. Unser erster Trip sollte Quitos Hausberg werden, der “Rucu Pichincha”. Dieser ist ca. 4700m hoch, Quito selber liegt auf 2800m, außerdem fährt man mit einer Seilbahn auf etwas unter 4000m, um den Berg zu besteigen.


Wer in der Schule aufgepasst hat, der wird sich erinnern, dass Sport in höheren Lagen schwerer fällt. Das liegt daran, dass der Luftdruck am Boden, also auf Höhe des Meeresspiegels am stärksten ist. Somit sinkt er stetig, je höher man sich aufhält. Schon in Quito ist das spürbar, vergleichbar ist dies mit dem Luftdruck, der auch auf der Zugspitze vorherrscht. Ihr merkt vielleicht, dass man damit vorsichtig umgehen muss.


War dann der Aufstieg auf den “Rucu Pichincha” eine sinnvolle Entscheidung? Nein! Haben wir es trotzdem gemacht? Ja!


So ging es also Sonntag möglichst früh los, erst mit dem “Teleferico”, also der Seilbahn, danach zu Fuß.

Wir waren 10, mit unterschiedlichster Ausrüstung und verschiedenen Fitnessleveln, was sich ziemlich schnell zeigte.

Ich glaube eines lässt sich von Beginn an sagen: Mit Ruhm bekleckert habe ich mich an diesem Tag ganz bestimmt nicht. Schnell zog sich unsere Gruppe auseinander, doch es war sinnvoll, das jeder sein eigenes Tempo verfolgte und sich nicht überanstrengte.


Da wir wie gesagt alles andere als gut vorbereitet waren, kehrte eine Gruppe von 4 Personen nach einiger Zeit um, was absolut nachvollziehbar war. So waren wir also noch 6, vier scheinbar gut trainierte, und Paula und ich. Die Schwierigkeiten lagen auf der Hand. Die zunehmende Höhe und die Abwechslung von Sonne mit Wolken und Wind. Der Berg verlangte uns vieles ab. Wir waren diese “dünne” Luft schlichtweg nicht gewöhnt und so zwang sie uns, im Minutentakt Pausen zu machen. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, wie als wenn man auf einem Laufband joggen würde. Nur das dieses Gefühl unsere Pausen beschreibt. Es ist schon etwas beängstigend, wenn der Puls einfach nicht mehr auf einen Normalwert zurückgeht.


Nach ungefähr 4 Stunden schien der Gipfel in greifbarer Ferne. Schon blöd wenn man sich dann vorher noch knappe zwei Stunden durch ein steiles Sandfeld und an einer Felsenwand hoch kämpfen muss. Ich habe zwar schon einige Erfahrungen mit Wanderungen und Bergen gesammelt, war dementsprechend auch gut ausgerüstet, doch der “Rucu Pichincha” war deutlich schwerer, und gefährlicher. Die Felswand hochzuklettern hatte durchaus seinen Reiz, aber in mir kletterte schon ein mulmiges Gefühl mit.


Aber, nach vielen vielen Pausen und Beschwerden über den eigenen Körper, erreichten Paula und ich endlich den Gipfel, wo unsere vier Freunde bereits genüsslich ihre Brotzeit zu sich nahmen.


Schon bald brachen wir den Rückweg an. Beflügelt von unserem Stolz über unsere Ergebnis oder einfach, weil wir zu faul waren, dauerhaft mit unserem Knien zu bremsen, stiegen wir vom Berg in einem atemberaubendem Tempo ab, ohne Pause. Naja zumindest fühlte sich das so an. Als wir schließlich wieder bei der Seilbahn ankamen, waren wir stolz und glücklich, es geschafft zu haben. Die erste Tour war somit beendet, genauso waren wir körperlich am Ende.


Die Bergtour hatte tatsächlich zusätzlich die Vorteile, das wir uns in den folgenden Tagen deutlich besser fühlten, einfach weil unser Körper sich nun etwas mehr an die Höhe gewöhnt hatte. Zum anderen genossen wir einen fantastischen Ausblick über Quito.



Doch damit nicht genug. Üblicherweise nehmen wir nach Hause stets ein Uber, also eine Art Taxi. So auch an diesem Tag, mit dem Unterschied, dass die Fahrt ein Desaster und gleichzeitig ein Erlebnis wurde. Wir nahmen ein Uber zu viert, unsere Fahrerin besaß ein seeehr kleines Auto, welches eigentlich nicht wirklich für das bergige Quito geeignet ist.


Eigentlich war die Strecke zu meinem Haus keine zwei Kilometer lang, jedoch führt sie eigentlich konstant durch kleine Straßen den Berg hoch. Unsere Fahrerin war allerdings nicht ganz in der Lage, dem Navi zu folgen. So übersah sie konsequent jede Abbiegung, die wir hätten nehmen müssen. Als wir dann mehr oder weniger auf dem richtigen Weg waren, spielte das Auto nicht mehr mit. Der kleine Cityflitzer war schlichtweg nicht in der Lage, die schlechten Straßen von Quito zu meistern, und so rollten wir auf einem Anstieg plötzlich rückwärts. Normalerweise ist auch in Ecuador die übliche Fahrtrichtung vorwärts :)


Unsere Fahrerin meinte es gut und versuchte es eine Straße weiter erneut, in ihrer Unsicherheit aber setzte sie etwas zu weit zurück, sodass sie mit ihrem Heck eine Steinmauer rammte. Danach beschloss sie, dass diese Fahrt für sie eine Nummer zu groß sei, und bat uns, ein anderes Uber zu nehmen. Wir fragten uns, was genau gerade passiert war, ob wir lachen oder weinen sollten. Bis heute haben wir keine Antwort, nehmen diese Fahrt aber heute genauso wie als wir noch in dem Auto saßen mit Humor.


Somit stellt sich mir natürlich zum Abschluss die Frage, welches das größerer Abenteuer war: Der Berg oder die Autofahrt. Ich nehme daraus mit, dass Ecuador immer und für jedermann ein Abenteuer bereit hält. Und das ist gut so.




 
 
 

1 Comment


ralf.kober
Aug 26, 2019

Hallo Trevor


Das klingt ja wirklich abenteuerlich und aufregend. Ich wäre sicherlich bei der Gruppe gewesen, die bei der Bergtour frühzeitig den Rücktritt angetreten hat.

Schreibe im nächsten Blog doch mal etwas über die Wetterlage. Mich interessiert, wie das Klima bei euch ist. Und wie sieht es mit „Ungeziefer“ aus? Habt ihr mit Mücken zu kämpfen oder treiben sich Eidechsen in den Häusern herum?

Was gibt es tagsüber so zu futtern? Kannst du alles essen oder gibt es etwas, was dir keinesfalls auf den Teller kommt?


Viele Grüße und weiterhin viel Spaß

Ralf

Like

©2019 by Trevor Jadon Flint. Proudly created with Wix.com

bottom of page